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Anästhesiologie, operative Intensiv-, Rettungsmedizin und Schmerztherapie

Curriculum zur strukturierten Weiterbildung

Curriculum zur strukturierten Weiterbildung in der Anästhesie – Herforder Modell

Neben den Aufgaben in der Krankenversorgung und der Forschung ist Weiterbildung eine zentrale Aufgabe der Universitätsklinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Rettungsmedizin und Schmerztherapie. Nur durch eine fundierte Aus- und Weiterbildung ist die optimale Versorgung der Patienten zu gewährleisten.

Das Weiterbildungskonzept der Klinik dient daher dem Zweck, die klinische Ausbildung zu begleiten und ein breites klinisches Spektrum qualitativ hochwertig zu vermitteln.

Hierbei werden, wie nach der neuen Weiterbildungsordnung aus dem Jahr 2020 die Kenntnisse und Fertigkeiten für die Weiterbildungsqualifikation entsprechend geordnet nach:

Methodenkompetenz = Kenntnisse („Das muss der Facharzt/die Fachärztin wissen“)

Handlungskompetenz = Erfahrungen/Fertigkeiten („Das muss der Facharzt/die Fachärztin können“)

Der curriculare Aufbau in Anlehnung an neue Konzepte des Kompetenzerwerbs sichert dabei die Vollständigkeit, aber auch den zeitgerechten Fortlauf der Weiterbildung mit der Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten.

Die strukturierte Weiterbildung ist so aufgebaut, dass innerhalb des Weiterbildungszeitraumes (60 Monate) alle Kompetenzen zur Erlangung der Facharztreife vermittelt werden. Sie kann allerdings nicht ein gründliches Selbststudium ersetzen. Wir erwarten daher auch von Ihnen, dass Sie sich vor jeder Rotation in ein neues Aufgabengebiet umfangreich belesen, damit der Einstieg schneller vonstattengeht und die zu vermittelnden Inhalte auf einer fundierten Basis aufgebaut werden können.

Ziel ist es, in den mindestens 60 Monaten der Weiterbildung den Übergang vom „Wissen und erklären können“ hin zum selbstständigen Durchführen zu vollziehen.

Mentoring

Nach Eintritt der neuen Mitarbeiterin/ des neuen Mitarbeiters als Berufsanfänger erfolgt zunächst ein 8-wöchiges Tutorium. Hierbei sind Sie einer erfahrenen Kollegin/einem erfahrenen Kollegen fest zugeteilt. Das Tutorium dient der Einführung in den Zentral-OP, sowie allen für die Anästhesiologie wichtigen Räumen im Haus. Es erfolgt die Einweisung in alle wichtigen Geräte.

Sie selbst sollen die Einarbeitung unterstützen, indem Sie wichtige Prinzipien der Anästhesiologie lesen und die notwendige Physiologie wiederholen. Hierzu erstellen wir einen individuellen Plan zum Selbststudium, der täglich vom Mentor abgezeichnet wird. Am Ende jeder Woche führen wir ein kurzes Feedback Gespräch mit Ihnen dazu.

1. Weiterbildungsjahr

Im Anschluß erfolgt der Einsatz anhand der bereits erlernten Fähigkeiten und Kenntnisse. Die Versorgung eines eigenen Saals in enger Unterstützung durch einen erfahrenen Fach- oder Oberarzt/- ärztin ist hierbei das primäre Ziel. Die zu erwerbenden Kompetenzen A-R richten sich nach dem Curriculum der Weiterbildungsordnung und dem Fachlich empfohlenen Weiterbildungsplan (FEWP) der Ärztekammer Westfalen-Lippe.

So wird gewährleistet, daß Sie als Weiterbildungsteilnehmende immer auf dem Stand des aktuellen Ausbildungsniveaus arbeiten. Hierdurch werden Überforderungen vermieden und Patientengefährdungen verhindert.

Nach gemeinsamer Evaluation und in Absprache mit dem Leitungsteam der Klinik erfolgt zunächst die Teilnahme am Bereitschaftsdienst zusammen mit einem erfahrenen ärztlichen Kollegen der Anästhesie, bevor dann im späteren Ausbildungsstand von Ihnen selbst die Verantwortung für die Organisation im Dienst übernommen wird.

2.-5. Weiterbildungsjahr

Zwischen den Einsätzen in der Anästhesiologie erfolgen 1-2 Rotationen auf die Intensivstation. Analog zur Ausbildung im Zentral-OP erfolgt hier zunächst die Einarbeitung in die Abläufe und Gerätschaften der Intensivmedizin, bevor der Einsatz im Schichtdienst erfolgt. Wie in der Anästhesiologie steht auch im Bereich der Intensivmedizin den Weiterzubildenden ein erfahrener Fach- oder Oberarzt/-ärztin zur theoretischen und praktischen Unterstützung zur Seite.

Regelmäßige Feedback-Gespräche sollen Auskunft über den individuellen Stand der Weiterbildung geben, in den jährlich durchzuführenden Gesprächen wird in der Runde mit den in die Weiterbildung mit einbezogenen Oberärzten über Ziele und individuelle Wünsche gesprochen. Dabei legen wir in der Beurteilung der Kompetenzen nicht nur Wert auf die Fachlichkeit, sondern auch auf Kommunikationsfähigkeit, organisationsorientiertes Handeln und Professionalität – die sog. Soft-Skills. Auch hierüber erhalten Sie regelmäßig ein strukturiertes Feedback, so dass Sie Ihre Fortschritte verfolgen können.

Besondere Kompetenzen wie Reanimation und Fiberoptische Techniken erlernen Sie in zertifizierten Simulationen und Trainings, die im Simulationszentrum HANSi (Herforder Anästhesie- und Notfall Simulator) der Klinik regelmäßig durchgeführt werden.

Die Rotationen in den Bereichen der Sonographie-gestützten Regionalanästhesie oder pädiatrische Narkosen erfolgen nach dem allgemeinen Rotationsplan. Die Pflichtnarkosen für einige Fächer, die im Klinikum Herford nicht angeboten werden, werden durch Hospitationen in der Neurochirurgie, Herzchirurgie, HNO und Augenheilkunde in kooperierenden Krankenhäusern im Rahmen strukturierter Rotationen erworben.

Die außerklinische Notfallmedizin gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Abteilung. Die dafür erforderliche Qualifikation „Notfallmedizin“ sollte nach 18-24 Monaten klinischer Tätigkeiten erlangt und damit die Berechtigung an der Teilnahme von Notarztdiensten erworben werden.

Nach erfolgreich abgeschlossener Weiterbildung

Am Ende der Weiterbildungszeit steht die Prüfung zur Fachärztin oder zum Facharzt an. Zu diesem Zeitpunkt sollten ein fundiertes Wissen und die notwendigen Fertigkeiten vermittelt sein, in allen Situationen des Fachgebiets kompetent handeln zu können.

Die Weiterbildung endet jedoch nicht mit der Anerkennung zum Facharzt. Regelmäßige Fortbildungen halten das Wissen immer auf dem neuesten Stand der Forschung und Entwicklung. Zusatzweiterbildungen wie Intensivmedizin oder Spezielle Schmerztherapie können zusätzlich nach der Facharztausbildung erworben werden.