Krampfadern (Varizen)
Krampfadern sind meist an den Beinen bläulich geschlängelte, stark hervortretende Adern. Der Begriff Krampfader leitet sich nicht von Krampf sondern aus dem mittelhochdeutschen Wort für krumm ab. Krämpfe, zum Beispiel in der Wadengegend, sind demnach nicht auf Krampfadern sondern meist auf Störungen im Stoffwechsel, unzureichende Ernährung, Fehlbelastung oder eine Störung der Blutzufuhr zurückzuführen. Krampfadern sind häufig vererbt und werden durch sitzende oder stehende Berufe, Bewegungsmangel und Übergewicht verstärkt.
Krampfadern bilden sich, wenn die Venenklappen, die für den Rückfluss des Blutes ins Herz sorgen, nicht mehr dicht schließen. Das Blut staut sich daher in den Beinen, durch den Druck schlängeln sich die dünnwandigen Venen und treten stark hervor. Meist sind die Hauptstämme des oberflächlichen Venensystems betroffen, die Vena saphena magna an der Innenseite des Beines vom Innenknöchel bis zur Leiste und die Vena saphena parva vom Fuß oberhalb der Ferse bis zur Kniekehle.
Krampfadern sind in leichteren Fällen meist schmerzfrei, in schweren Fällen besteht jedoch die Gefahr von Blutstauungen mit Schweregefühl und Ödembildungen. Bei Verletzungen der Krampfadern besteht die Gefahr starker Blutungen. Nach längerer Zeit kann es auch zu Venenentzündungen und offenen Geschwüren, meist im Unterschenkelbereich, kommen. Dies kann wiederum zu Infektionen und bei unglücklichen Verläufen zum Beinverlust führen.
Bei Krampfadern besteht die Gefahr einer Venenentzündung, die zu Thrombosen, einer Lungenembolie oder Geschwüren (sogenannten "offenen Beinen") führen kann.
Die beste Vorbeugung besteht darin, die Risikofaktoren mit einer gesunden Lebensweise auszuschalten: ausreichend Bewegung in freier Luft, ausgewogene Ernährung, Normalgewicht, Nichtrauchen, kalte Wasseranwendungen im Beinbereich. Solche Verhaltensmaßnahmen können das Krampfaderleiden im Frühstadium positiv beeinflussen. Vermieden werden sollten körperliche Tätigkeiten mit Gewichtsbelastung (Bodybuilding, Tragen schwerer Lasten), Zustände wie Verstopfung und Anspannungen, auch seelisch, die zu einer Erhöhung des Druckes im Bauchraum und damit zu einem Rückstau des Blutes in die Beine beitragen.
Entwickelt sich das Krampfaderleiden dennoch weiter, müssen zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, um die oben erwähnten Komplikationen möglichst zu vermeiden. Dazu zählen venenentlastende Übungen: beispielsweise Beine im Liegen in die Höhe strecken und mit den Füßen abwechselnd beugen und strecken. Auch helfen Kompressionsstrümpfe. Letztere bezieht man über den orthopädischen Fachhandel oder vereinzelt auch über Apotheken auf Rezept, auf dem vor allem die Kompressionsklasse und die Länge für Oberschenkel und Unterschenkel vermerkt werden. Genaues Anpassen führt zu komfortablem Sitz der Strümpfe und damit zu einem häufigen, am besten täglichen Tragen.
Verödungsverfahren, Sklerosierung, sind invasive Maßnahmen, die einfach komplikationsarm durchzuführen sind, und die gleiche vorbereitende Diagnostik wie die Operation erfordern. Sie sind für eine ausgewählte Gruppe von Varizenformen reserviert und stellen meist keinen Ersatz für die operative Therapie sondern eine wichtige Ergänzung dar. Die Verödungstherapie wird von uns in enger Kooperation mit niedergelassenen Kollegen indiziert und durchgeführt.
Die Entfernung von Krampfadern ist dann indiziert, wenn Entzündungen oder Geschwüre mit den oben erwähnten Risiken und Gefahren drohen oder bereits eingetreten sind. In letzterem Fall wird von der komplizierten Varizenerkrankung gesprochen. Die Festlegung der Therapieform und eventuell vorbereitender Maßnahmen muss von einem fachlich erfahrenen Arzt gestellt werden.
In unserer Abteilung wird eine schonende, gesunde Venenabschnitte erhaltende Therapie bevorzugt. Dies kann je nach individuellem Bedürfnis, Begleiterkrankungen, bereits eingetretenen Komplikationen und Befund in der Ultraschalluntersuchung ein modifiziertes Strippingverfahren, ein gezieltes und ausschließliches Unterbinden im Bereich der defekten Klappe oder auch ein Unterbinden von Perforansvenen, vor allem im Unterschenkelbereich sein. Ziel der Behandlung ist nicht nur die Beseitigung der Beschwerden und der sichtbaren Adern, sondern vielmehr durch ein „vorausschauendes“ Therapieren das Risiko einer erneuten Krampfaderbildung zu senken und gleichzeitig wertvolles Venenmaterial für die Bypasschirurgie (Bein, Herz, Eingeweidearterien) zu erhalten.
Vor einer Operation sollte ein bereits aufgetretenes Geschwür durch entsprechende Wund- und konsequente Kompressionstherapie zunächst zur Abheilung gebracht werden. Erst bei Versagen dieser sogenannten konservativen Therapie ist die operative Therapie indiziert. Neben der genauen Erfassung der Beschwerden, möglicher Risikofaktoren und des klinischen Befundes ist die Ultraschalluntersuchung einschließlich der Doppler- und Farbduplexanwendung meist ausreichend. In wenigen besonderen Fällen (Rezidiv, frühere Thrombose) kann auch die Röntgendarstellung mit Kontrastmittel (Phlebografie) sinnvoll sein.
Häufig kann die Operation ambulant durchgeführt werden. Ausnahmen können Operationen beim Rezidiv, dem Vorliegen von komplexen Vorerkrankungen oder ein sehr ausgedehnter Befund sein.
Blutgerinnungshemmende Mittel sind nach Rücksprache mit dem Therapeuten und dem Hausarzt vor dem geplanten Operationstermin abzusetzen und gegebenenfalls zu ersetzen.