Vertrauliche Geburt

Die Gründe, weshalb Frauen ihre Neugeborenen abgeben und unerkannt bleiben wollen, sind vielfältig und unabhängig von ihrem Alter und ihrer Herkunft. Eins haben die Mütter gemeinsam, sie machen es sich nie leicht.

Seit 2014 ist die Möglichkeit zur vertraulichen Geburt in Deutschland gesetzlich verankert. Gemeinsam mit den Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen des Kreises und auch darüber hinaus, bietet unser Mutter-Kind-Zentrum Schwangeren in Notsituationen die Möglichkeit, ihr Kind medizinisch sicher und vertraulich zur Welt zu bringen. Zugleich behält das Neugeborene das Recht, später seine Herkunft zu erfahren. Der Ablauf einer vertraulichen Entbindung kann unterschiedlich und abhängig von der individuellen Situation der werdenden Mutter sein.

Besteht der Wunsch einer vertraulichen Geburt bereits vor der Entbindung, bzw. vor dem Einsetzen der Wehen, obliegt die Organisation des vertraulichen Ablaufs den Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen. Eng vernetzt mit unserem Mutter-Kind-Zentrum wird die werdende Mutter umfassend beraten und über das Verfahren aufgeklärt. Die Beratungsstelle wählt gemeinsam mit der Frau vor dem Klinikaufenthalt ein Pseudonym, bewahrt ihren Herkunftsnachweis auf und begleitet sie anschließend zur Geburtsklinik und zur Adoptionsvermittlung. Im Mutter-Kind-Zentrum wird die werdende Mutter unter ihrem Pseudonym aufgenommen und entbunden. Direkt nach der Entbindung wird das Neugeborene auf unserer Station für Früh- und Neugeborene aufgenommen und medizinisch versorgt. Anschließend erfolgt die Meldung der Geburt an die zuständige Beratungsstelle und an das Jugendamt.

In einigen Fällen teilen schwangere Frauen erst zum Entbindungszeitpunkt mit, ihre Identität nicht preisgeben zu wollen, ohne vorherige Vorbereitungen dafür getroffen zu haben. In dieser Situation besteht die Möglichkeit, über das Mutter-Kind-Zentrum umgehend eine Beratungsstelle zu kontaktieren, welche im Klinikum die notwendige Beratung bezüglich weiterer Hilfsangebote oder einer vertraulichen Geburt leisten kann. Eine Pseudonymisierung verläuft dann nach denselben Vorgaben wie bei einer geplanten vertraulichen Geburt. Die unmittelbare medizinische Versorgung auf unserer Früh- und Neugeborenenstation erfolgt in jedem Fall einer anonymisierten Entbindung.

Eine Pflicht, sich beraten zu lassen, besteht nicht. Unser kompetentes Team des MKZ betreut alle werdenden Mütter selbstbestimmt und nach ihren Bedürfnissen. Für uns gilt das Gebot der maximalen Sicherheit für Mutter und Kind.

Babyklappe

Neben der Möglichkeit zur vertraulichen Geburt, befindet sich bereits seit 2004 eine Babyklappe am Klinikum Herford. Diskret an einer geschützten Außenwand der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin eingerichtet, bietet die Babyklappe Müttern in Notsituationen die Sicherheit, ihr Neugeborenes anonym und unter sofortiger medizinischer Betreuung in Obhut zu geben. Hinter einer Klappe kann die Mutter ihr Neugeborenes unbeobachtet in ein Wärmebettchen legen. In der Babyklappe liegen außerdem Informationen und eine Berechtigung bereit, um nach der Inobhutnahme die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme zu haben.

Ein Signal informiert das Team der Früh- und Neugeborenenstation, sodass das Neugeborene unverzüglich untersucht und im Klinikum aufgenommen werden kann.